4. Der mächtige Halbjahresbericht

Angesichts der Dauer des Austauschs und der Zeit, die ich bereits bei meiner lieben ersten Gastfamilie verbracht habe, war es für mich an der Zeit, mich zu verabschieden und bei einer anderen Gastfamilie in einer neuen Umgebung zu leben. Aber vorher beschlossen wir, gemeinsam eine Reise zu unternehmen.

Mt. Bromo

Die Reise begann zunächst mit einer langen Fahrt durch üppige Wälder, mit einem Zwischenstopp in einem wunderschönen, blühenden Tal und weiter auf den engen und auch „abenteuerlichen“ indonesischen Straßen, die so steil sind, dass man sich wünscht, mit dem eigenen Traktor statt mit dem Auto hinaufzufahren. Unser Ziel war der Mt. Bromo, ein aktiver Vulkan im Hochland von Ost-Java. Bei unserer Ankunft waren viele ausländische Touristen da, sogar aus Deutschland, da es wirklich ein großartiger Ort für einen „Wandertag“ ist.

Um jedoch den Sonnenaufgang zu sehen, der die weiten, flachen Landschaften um den Mt. Bromo über den steinigen Rändern des Vulkans erhellt, standen wir um 2 Uhr morgens auf, noch vor Sonnenuntergang, um die Spitze der besagten Aussichtsplattform zu erreichen. Danach erkundeten wir weiter die weite, weite, aschegefüllte Landschaft im umliegenden Tal des Mt. Bromo, das hauptsächlich für Tourismus und Motorsport genutzt wird. Danach war ein Blick in den schwefelig riechenden Krater ein Höhepunkt des Tages.

Thanksgiving

Wir haben ebenfalls Thanksgiving gefeiert, zusammen mit Rotary, um die Tradition unserer amerikanischen Austauschschüler mit den kulinarischen Eigenheiten unserer jeweiligen Länder zu bereichern. An diesem Tag habe ich gelernt, dass man Sauerbraten mehrmals im Voraus kochen muss, um zu lernen, wie man ihn tatsächlich zubereitet, sogar als Deutscher.

Thanksgiving-Feier mit Rotary

Gastfamilienwechsel

Kurz vor Weihnachten zog ich dann zu meiner zweiten Gastfamilie, die aus Gastmutter Nancy und Gastvater Popang sowie meiner Gastschwester Gia besteht. Wir leben in „Sidoarjo“, einem Ort etwa 10 km von Surabaya entfernt, was zwar längere Fahrtzeiten zur Schule bedeutet, dafür aber viel mehr Naturverbundenheit bietet als die urbane Umgebung der Stadt.

Christmas

Die Weihnachtszeit nutzte ich gezielt für meine persönliche Weiterentwicklung, den Ausbau meines Netzwerks sowie die Vertiefung meiner Projekte. Gelegentlich treffe ich mich mit Schulfreunden, oder Kontakten, sei es zum gemeinsamen Mittagessen, um Gespräche über zukünftige Vorhaben zu führen, oder zur sportlichen Betätigung in einer der beiden Eishallen in Surabaya. Dort begegnete ich einer Gruppe von Eishockeyspielern – eine Begegnung, die zu gemeinsamen Trainingseinheiten führen wird.

Aufgrund der religiösen Vielfalt der Indonesischen Bevölkerung und der damit verbundenen Verschiedenheit respektiver Feiertage und Traditionen, ist das Feiern der Weihnachtszeit für den Großteil der Bevölkerung nicht selbstverständlich. Dennoch war grundsätzlich die Gesamtheit der Stadt, insbesonders Einkaufszentren, mit Weihnachtsbäumen, Schmuck und Ornamenten bestückt.

Doch wir zelebrierten jenes Ereignis innerhalb unserer Gastfamilie. Während einer Außentemperatur von 30°C.

2025 begann mit Banyuwangi

Den Jahreswechsel am 1. Januar verbrachten wir ohne Feuerwerk, da wir zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg in den Urlaub waren. Eine Woche lang erkundeten wir "Banyuwangi", den östlichsten Punkt der Insel Java, von dessen Ufer aus sich Ausblicke auf die benachbarten Küsten Balis boten.

Banyuwangi, "das Tor zu Ostjava", beeindruckte mit seinen zahlreichen Reservoirs und Naturschutzgebieten, unter wessen Schutz der Djawatan Forest mit seinen uralten Trembesi-Bäumen, die paradiesische Strände wie Pulau Merah und der majestätische Mount Ijen standen. Im Meru Betiri Nationalpark erstreckt sich eine grüne Savanne, Heimat seltener Tierarten und wilder Natur inmitten eines, von Menschen unberührten Waldes.

Ein besonderes Erlebnis war der Aufstieg zum Krater des „Mt. Ijen“, welcher Teil des Vulkankomplexes „Kawah Ijen“ ist. Dieser Vulkan ist bekannt für seinen geothermisch aktiven, türkisfarbenen Kratersee mit hohen Phosphorgehalt und Temperaturen von bis zu 60°C. Ein geochemisches Phänomen sind die sogenannten „blauen Flammen“, die durch die Verbrennung austretender Schwefelgase entstehen. Um diese zu beobachten, begannen wir den nächtlichen Aufstieg kurz nach Mitternacht.

Die gelben Ablagerungen, welche in zwei der bereitgestellten Medien zu betrachten sind, tragen jedoch eine traurige Geschichte mit sich. Selbsternannte Bergarbeiter, Angehörige der ärmsten Bevölkerungsgruppen Indonesiens, schmelzen Phosphor aus den Minen tief im Inneren des Vulkankraters, indem sie ihn mit kochendem Wasser aus dem Erz lösen. Jeden Tag riskieren jene Menschen ihr Leben, um die geschmolzenen gelblichen Fragmente abzutransportieren, sodass sie durch Tourismus oder interessierte Geschäfte gerade genug Geld zum weiteren Überleben zu verdienen. Diese Individuen sind lediglich eines von vielen Beispielen der großen, hier herrschenden, Ungleichheit, welche die Mehrheit der Bevölkerung in fatalen, unterentwickelten Konditionen leben lässt.

Es ist ein unglaubliches Erbe der Natur, aber oft enthüllt der Tourismus nur die ersehnlichen Wahrheiten.

Die Reise geht weiter. Danke für deine Initiative, ein Teil meiner Reise zu sein.



Keep looking up.
Daniel

de_DEDeutsch
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